04.11.2019

Bestimmung der totalen Histamin-Abbaukapazität zur Diagnostik der Histaminintoleranz

In den letzten Jahren wird vermehrt das Krankheitsbild der Histamin-Intoleranz beobachtet und als Ursache von Beschwerden wie z.B. Durchfall, Übelkeit, Hautrötungen, Juckreiz und Schnupfen diskutiert.

Histamin, ein biogenes Amin, wird zum einen vom Körper selbst aus der Aminosäure Histidin synthetisiert und zum anderen über zahlreiche Nahrungsmittel aufgenommen oder freigesetzt. Es ist wichtiger Mediator zahlreicher physiologischer Prozesse, insbesondere im Rahmen der Immunabwehr, im Magen-Darm-Trakt, Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Zudem ist es wesentlich an allergischen Reaktionen beteiligt.

Primär wird Histamin von zwei Enzymen abgebaut: extrazellulär im Blut durch die Diaminooxidase (DAO) und intrazellulär durch die Histamin N-Methyltransferase. Darüber hinaus werden aktuell auch weitere, bislang unbekannte Abbaureaktionen diskutiert.

Eine zuverlässige Diagnostik bezüglich des Vorliegens einer Histaminintoleranz ist ob der möglichen Konsequenzen hinsichtlich einer nötigen histaminarmen Diät unbedingt wünschenswert.

Die Diagnose ist nach einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie in der Regel klinisch mit Hilfe einer dreistufigen Ernährungsumstellung und eines Symptomtagebuches zu stellen. Mithilfe der verfügbaren Laborparameter wie u.a. der DAO-Konzentration lässt sich ein bestehender klinischer Verdacht erhärten, ein sicherer Nachweis oder Ausschluss einer Histamin-Unverträglichkeit/-Intoleranz war allerdings bislang nicht möglich. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass vermutlich noch nicht alle Abbaumechanismen bekannt sind, die Spiegel von Histamin und dessen Metaboliten in Blut, Urin und Stuhl vielfältig beeinflusst werden und kein etabliertes Verfahren zur in vivo Provokation existiert.

Nun gibt es die Möglichkeit, die Histamin-Abbaukapazität nach standardisierter Provokation in vitro mit Histamin zu messen. Dazu wird die Histaminkonzentration im Serum zu Beginn und 24h nach Provokation mittels ELISA gemessen und anhand der ermittelten Werte die Abbaukapazität in Prozent berechnet.

Vorteile der in vitro Provokation für den Patienten sind:

  • Durch die Diagnostik entstehen keine Symptome beim Patienten
  • Ein aussagekräftiges Ergebnis kann unabhängig von aktuell bestehenden Symptomen erzielt werden
  • Eine aussagekräftige Diagnostik kann auch erfolgen, wenn der Patient sich einer histaminarmen Diät unterzieht

Für die Histamin-Abbaukapazität gelten folgende Referenzbereiche:

  • > 40%: ausreichende Histamin-Abbaukapazität
  • 25-40%: eingeschränkte Histamin-Abbaukapazität
  • < 25%: geringe bis keine Histamin-Abbaukapazität

Der Test zeigt eine gute Sensitivität und Spezifität. In Kombination mit der DAO-Konzentration lassen sich bei einer pathologischen Histamin-Abbaukapazität Rückschlüsse auf die mögliche Ursache ziehen. Zeigt sich die DAO-Konzentration normwertig, kann dies für eine verminderte DAO-Aktivität sprechen. Ist die DAO-Konzentration erniedrigt, kann dies Grund einer erniedrigten Histamin-Abbaukapazität sein.

Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Histaminintoleranz empfehlen wir die kombinierte Bestimmung der totalen Histamin-Abbaukapazität und der DAO Konzentration, um sowohl den quantitativen als auch funktionellen Aspekt des Enzyms abzuklären. Benötigt werden dafür 2 mL Serum.

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